Die Burschenschaften

Burschenschaften sind Studentenverbindungen und entstanden in der napoleonischen Besetzung der deutschen Gebiete. In dieser Zeit bildeten sich freiwillige Studentenkorps, die gegen die französische Besatzung kämpften. Im Anschluss an die Befreiungskriege bildete sich aus den Studentenkorps eine politische Bewegung zur Einigung Deutschlands unter dem Wahlspruch Ehre-Freiheit-Vaterland. Neben den Schwarz-Rot-Goldenen Farben und der ersten deutschen Nationalhymne trug die Urburschenschaft maßgeblich zur Demokratisierung im Rahmen des Paulskirchenparlamentes bei.

Wir als Burschenschaft sehen uns auf Grund unserer Geschichte in der Demokratie und der Einheit des deutschen Vaterlandes fundiert. Wir sind stehts auf die Freiheit eines jeden bedacht und sehen Basisdemokratie als Selbstverständlichkeit an. Wir organisieren uns mit anderen Verbindungen in regionalen, nationalen und internationalen Verbänden und erreichen dadurch einen gesunden Pluralismus von politischen und gesellschaftlichen Meinungen.

Geschichte der Libertas

Zeit in Brünn

Die Brünner Burschenschaft Libertas wurde in der mährischen Landeshauptstadt Brünn zum streben nach einer einheitlichen deutschen Nation gegründet. Zur Zeit der Gründung der Libertas gab es in Brünn eine Landsmannschaft "Moravia", eine Progressburschenschaft "Arminia", zwei Corps "Marchia" und "Austria" und einen losen Verein "Technischer Club". Ab 1880 machte sich in den Verbindungen ein konservativer Flügel bemerkbar. Dieser Flügel, bestehend aus 8 Arminen und 6 Moraven gründeten am 19. Juni 1884 die Brünner Burschenschaft Libertas. Auf Grund des hohen Anspruches an junge Generation musste sich die Libertas allerdings schon 1888 vertagen. Durch ein erstarkendes Nationalgefühl in der Bevölkerung nahm die Libertas ihre Arbeit am 14. Juni 1895 wieder auf. Nach einer weiteren Vertagung während des ersten Weltkrieges, konnte die Libertas wieder Fuß fassen und prächtig bis 1938 gedeihen. Eine Eingliederung in eine Kameradschaft kam nicht in Frage, daher löste sich die Brünner Burschenschaft Libertas im Sommersemester 1938 auf.

Aufbruch aus der Heimat

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Deutsche, darunter viele alte Herren aus Brünn und der heutigen Tschechischen Republik, vertrieben und suchten eine neue Heimat in München. Allerdings war durch die Flucht vieler deutscher Verbindungen nach München die Nachwuchssituation sehr strapaziert. Bereits nach vier Jahren wurde die Libertas auch in München wieder vertagt. Allerdings sah die Situation in Aachen anders aus. Auf dem Burschentag von 1958 stellten Aachener Burschenschaften fest, dass sie mehr Zulauf junger Studenten hatten, als sie aufnehmen konnten. So kam es, dass sich die Brünner Burschenschaft Libertas zu Aachen am 19. Juni 1958 in Aachen durch die Unterstützung der ansässigen Burschenschaften erneut gründete und bis heute besteht.

Unsere Grundsätze

Ehre-Freiheit-Vaterland

Unser Wahlspruch steht für den Charakter und für die Grundsätze unserer Burschenschaft. Jeder, ohne Ausnahme, wird bei uns ehrenhaft behandelt. Auf Ehrlichkeit, Offenheit und dem Vertrauen untereinander basiert unsere Burschenschaft und ein Zusammenleben ohne diese Werte in einer Gemeinschaft ist nicht möglich. Die Freiheit jedes einzelnen ist für uns ein hohes Gut, welches wir durch unsere basisdemokratische Arbeitsweise unterstreichen. Darüber hinaus ist in dem Begriff der Freiheit auch die Freiheit des deutschen Volkes mit inbegriffen, da einer unserer Grundsätze das Mitwirken eines jeden Mitgliedes an einem freien, gerechten und sozial geordneten deutschen Volkes ist.

Das Lebensbundprinzip

Das Lebensbundprinzip bezeichnet den Zusammenhalt der alten und jungen Burschenschafter unserer Verbindung über das Studium und Landesgrenzen hinaus. Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft, die sich in allen Lebenslagen brüderlich unterstützt und dass selbst nach dem Tod ein Andenken in der Verbindung gewahrt bleibt. Auf diesem Prinzip beruht der starke Zusammenhalt unserer Mitglieder und wir feiern diesen jedes Jahr zum Stiftungsfest der Burschenschaft, an dem alle von nah und fern in der Villa vom Hofe zusammenkommen.

Meinungsvielfalt

Wir als Burschenschafter sind politisch interessiert. Damit ist gemeint, dass jedes Mitglied eine fundierte Meinung zu aktuellen politischen Geschehnissen haben soll. Dadurch entsteht eine breite Meinungsvielfalt, die im offenen Diskurs erörtert wird. Die Meinungsvielfalt wird darüber hinaus auch in der basisdemokratischen Arbeitsweise unserer Burschenschaft manifestiert. Auf den Räten der Verbindung findet jede Meinung Gehör und ist willkommen, auch wenn schlussendlich die Mehrheit über einen Sachverhalt demokratisch entscheidet.

Leistungsbewusstsein

Im Studium sowie in der Mensur sind Leistung, Widerstandsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen gefragt. Wir unterstützen dies, in dem wir jeden brüderlich zur Selbsterziehung ermutigen. Gemeinsames Lernen und fachliche Unterstützung sind Pfeiler unseres Leistungsbewusstseins, das maßgeblich auf Eigeninteresse beruht.

Die Mensur

Die Mensur ist ein zentraler Bestandteil unserer Burschenschaft. Dabei handelt es sich um traditionelles, studentisches Fechten zwischen Mitgliedern verschiedener Verbindungen nach klar definierten Regeln. Als pflichtschlagende Burschenschaft fordern wir von jedem Mitglied mindestens zwei Mensuren ein. 

Jeder Mensur geht eine intensive Vorbereitung voran, wobei jeder sein Können in den regelmäßigen Paukstunden verbessert. Durch die Unterstützung unseres ausgebildeten Fechtmeisters wird jeder individuell gefördert und gefordert. 

Die Mensur zur Charakterbildung

Die Mensur ist mehr als der sportliche Wettkampf zwischen zwei Männern. Sie ist vor allem charakterbildend und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. In der Mensur lernt der junge Student, dass sich eine ausgiebige Vorbereitung und eine gewisse Zähigkeit auszahlt, um auf schwierige Situationen im Studium und im späteren Leben vorbereitet zu sein. Dadurch, dass es bei der Mensur weder Gewinner noch Verlierer gibt, ist jeder selbst der Gewinner, wenn er dieser Extremsituation die Stirn bietet und seinen Charakter für die Zukunft stählt.